Vater, mein Vater

Was du geleistet hast in deinem Leben,
das wird mir, glaub ich, heut erst richtig klar.
O ja, du hast es dieser Welt gegeben,
du hast gekämpft, wo dir das wichtig war.
Und viele deiner großen Ideale
kann ich nun in mir selber wachsen sehn.
Je länger ich selbst kämpfe im Leben,
um so besser glaube ich dich zu verstehn.

Als Kind jedoch blieb mir das noch verschlossen,
da hab ich noch was anderes gebraucht.
Hast du mit mir gespielt, ich hab's genossen.
Bist du in meine Kinderwelt getaucht,
da sind wir uns ganz anders noch begegnet.
Weißt du, ich habe oft davon geträumt.
Doch dann war'n so oft andre Sachen wichtig.
Wie vieles haben wir da wohl versäumt?



Vater, mein Vater,
komm nimm mich in den Arm!
Kümmre dich um mich,
laß mich nicht im Stich,
vertreib die bösen Geister,
sei der große, gute Meister,
aber mach was mit mir!
Halt mich fest, berühr mich, mach es warm!
Vater, mein Vater,
komm, nimm mich in den Arm,
komm, nimm mich in den Arm!
Doch sind in mir auch Bilder, da verdichten
sich Gefühle aus der Vergangenheit.
Ich denk noch an die Gutenachtgeschichten,
an deine Brotsuppe in der Ferienzeit.
Einmal fuhrn wir zu zweit am Morgen baden,
da sprachst du mit mir wie von Mann zu Mann.
Und Montag früh die Tour immer nach Dresden,
die bange Frage: Springt der Trabbi an?





Und weißt du noch, kannst du dich noch erinnern,
ich glaub, es war im Urlaub in Berlin.
Du sagtest, heute zeig ich meinen Kindern
das Haus, wo ich ein Kind gewesen bin.
Das Haus wurde im Krieg total verwüstet,
dein Vater starb in jener Bombennacht.
Sie haben nur noch seine Uhr gefunden,
erklärtest du, und hast wohl auch gedacht...

Vater, mein Vater,
komm, nimm mich in den Arm!
Kümmre dich um mich,
laß mich nicht im Stich,
vertreib die bösen Geister,
sei der große, gute Meister,
aber mach was mit mir!
Halt mich fest, berühr mich, mach es warm!
Vater, mein Vater,
komm, nimm mich in den Arm,
komm, nimm mich in den Arm!

© 2005 Matthias Trommler

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