Schweigen

Ich hatte bei ‘nem Lehrer Geounterricht,
ich möcht mich einmal vor ihm verneigen.
Nein, nicht Geographie, nein, die mein‘ ich nicht,
etwas anderes machte ihn eigen.
Die Frage für Lehrer ist ja immer,
wie kriege ich Ruhe ins Klassenzimmer,
wenn die Lärmpegel steigen.
Wenn’s dem zu laut war,
sprach der interessanterweise
nicht noch lauter, nein, der wurde ganz leise.
Das Ergebnis war, und das wollte ich zeigen...

Kennst du auch so Leute, die haben ‘ne Art,
da will in einem alles nur streiken.
Die kommen dir immer von oben herab,
ach, da fühlt man sich beinah‘ leibeigen.
Der Fahrlehrer, der Chef,
vielleicht auch der Vater,
mag sein, dass auch Pfarrer und auch
Psychiater zu so etwas neigen.
Und du nimmst dir vor, nee,
so lass ich nicht mit mir umgeh‘n,

beim nächsten Mal werde ich nicht
so dumm rumsteh‘n.
Doch ist’s dann soweit,
du könntst dich selber ohrfeigen...

Ein Junge, ein Mädchen, nein, ein Mann, eine Frau,
die sehen sich an so eigen.
Und was sie auch tun, jede Geste, genau,
alles scheint sich nur dem Andern zu zuneigen.
Er rutscht ein Stück näher, sie hat nichts dagegen,
sie hat es gehofft und lächelt verlegen
und die Pulsschläge steigen.
Und jeder weiß jetzt, was hier vor sich geht,
obwohl es im Grunde auch keiner versteht.
Erinnert ihr euch, da hing der Himmel voll Geigen...

Und nun ‘ne Geschichte, die hat mich berührt,
also noch mal das Ohr mir zuneigen.
Kommt ein Mann zu ‘nem Weisen und gestikuliert:
Gibt es Gott, kannst du ihn mir zeigen?
Ich weiß, es gibt Schriften, es gibt Tradition,
doch ist das nicht alles nur Spekulation
in die wir uns da versteigen?
Und was sagt der Weise, der übrigens nichts sieht,
Ich trinke grad‘ Tee, trinken sie einen mit?
Und hör‘n sie doch mal, dieser Wind in den Zweigen...

Und noch eine Strophe, hört das gar nicht auf,
ihr merkt schon, auch Liederfinder neigen
zum quatschen, und ich quatsch‘ hier
wie ein Wasserlauf,
doch will ich’s jetzt auch nicht übertreiben.
Ihr merkt ja selbst, mir geh‘n die Reime aus,
und schließlich will irgendwann auch jeder zu Haus
mal in sein Bettchen steigen.
Und nun denkt ihr bestimmt,
am Schluss vom Strophen-Reigen
sollt ihr noch einmal bedeutungsvoll schweigen.
Doch falsch,
jetzt sollt ihr nach meinem Quatschen...


Hörprobe: